Die ehemalige Polizeiwache

Das Gebäude

Am Straßenende der Parade steht anstelle des ehemaligen Wachtgebäudes ein schlichtes dreiachsiges Backsteingebäude mit Mansarddach und expressionistisch gestalteten Giebeln der Dacherker. Der zurückversetzte zweiachsige Verbindungstrakt - ehemalige Arkaden - schließt an das ehemalige Zeughaus an.

Das eingeschossige Gebäude von 1922 nimmt die Kleinmaßstäblichkeit vor dem Dom gemäß der historischen Situation wieder auf.
Die 1748 erbaute und 1878 abgerissene Wache reichte jedoch weiter in den Straßenraum und stand vor der Kirchhofmauer, die in Verlängerung des Zeughausgiebels mit Rundbogentoren zu beiden Seiten der Wache errichtet war. Den klassizistischen Baukörper mit 5 Portalen und Mittelrisalit als Dreieckgiebel mit Kriegsenblemen aus Stuck krönte an der Spitze ein vergoldeter Kranich, die Dachecken sollten lt. Bauhofprotokoll mit Sandsteinvasen geschmückt werden.

Das ursprüngliche Mansardendach wurde nach 1835 in ein flacheres abgewalmtes Satteldach geändert. Vor Aufgabe der Wache erfolgte der Abbruch der Kirchhofmauer.

Ausschnitt eines Plans von Friedrich Asschenfeldt 1830

Die historische Funktion

Das Gebäude erfüllte die Funktion als Hauptwache am eistigen Paradeplatz des Stadtmilitärs, wo im Sommer morgens vor Öffnung der Stadttore und im Winter mittags zum Appell angetreten wurde. Tagsüber verblieb nur eine geringe Anzahl Soldaten in der Wache, abends war sie Station für überzählige Wachposten. In späterer Zeit wurde noch für mögliche Arrestanten ein Bewachungsposten dazu eingerichtet.

Die Wache war militärisches Zentrum der Stadt. Bereits im 30jährigen Krieg wurden am Dom Militärstrafen verhängt und als Sammlungsplatz des Marienquartiers war der Domkirchhof seit 1624 vorgeschrieben.

Im 18 Jh. marschierten die Paraden des Berufsmilitärs auf. Die Stadtkommandanten Bradte und Chasot wohnten im Domkapitel, und für das erste Militärlazarett wurde das neu errichtete Waisenhaus am Domkirchhof umgewidmet, fünf Lazarette waren es bis 1811 um den Dom. Außerdem war im Gespräch, Kasernen für frz. Soldaten u. a. in Gebäuden der ehemaligen Domkurie einzurichten.

Die Geschütze und Feuerwaffen wurden im Zeughaus aufbewahrt. Das Inventar des Geschützvorrates wurde nach der Entfestigung der Wallanlagen im 18. Jh. verkauft. In französischer Zeit 1811 bis 1813 wurde es als Kaserne und Magazin genutzt. Bis 1869 blieben noch einige Räume für das Bürgermilitär erhalten, ansonsten erfuhr das Gebäude eine Nutzung als Wollmagazin. Im ersten Weltkrieg war es staatliche Kartoffelstelle. Der Ausbau zum Polizeidienstgebäude erfolgte 1921 - 1922 unter Oberbaurat Virck. Das Gebäude wurde dabei auch um den kurzen Flügel am südlichen Ende erweitert wie auch um die "ehemalige Wache" an der Parade zugänglich durch die Arkaden. Die Hauswache wurde im neugeschaffenen Eingang mittig der Längsseite am Bauhof eingerichtet. Die Polizeidienststelle nahm Verwaltungsaufgaben wahr, war Einsatzstelle und zuständig für den Polizeigewahrsam. Im Anbau an der Parade waren die Fernmeldeeinrichtungen installiert und die Werkstatt zur Wartung der Funkgeräte. 1981 ist die Polizei aus den Gebäuden ausgezogen.

Foto von 1974